Die Geschichte ist schnell erzählt: Leba (Georges Khabbaz, ebenfalls Drehbuchautor des Films) ist Musiklehrer in einer kleinen Küstenstadt. Er hat seine Jugendliebe Lara (Lara Rain) mit seiner Pianokunst für sich erobert und geheiratet – und das trotz kräftiger Konkurrenz durch den gutaussehenden, erfolgreichen Anwalt Gerard (Rodrigue Sleiman). Nach zwei Töchtern gebiert Lara ihm auch endlich den lange herbeigesehnten Sohn, den titelgebenden Ghadi (Emmanuel Khairallah). Doch zu Lebas großem Schrecken muss er feststellen, dass sein Sohn unter einer geistigen Behinderung leidet. ![]() In dem eingeschworenen Provinznest ist für solcherlei Abweichungen kein Platz. Spätestens als Ghadi beginnt, laut und unbeherrscht durch das ansonsten eher ruhige Städtchen zu krakeelen, steht für viele Anwohner fest: Der Kleine muss weg, am besten in ein Heim oder eine Anstalt. Leba sieht nur einen nicht unbedingt für jeden naheliegenden Ausweg: Kurzerhand erklärt er Ghadi zu einem Heiligen. Die Einheimischen sind ohnehin ein recht abergläubisches Völkchen und fürchten sich sogar vor himmlischen Ohrfeigen durch den Geist des örtlichen Schutzpatrons. Mit einer Mischung aus Taschenspielertricks und guter Menschenkenntnis, vor allem aber mit der Hilfe aller, die ansonsten im Ort wenig zu sagen haben, wird der kleine Schreihals in den Augen der Menschen bald ein wahrer Engel. Als solcher wirkt er natürlich auch Wunder und erfüllt Wünsche. Von Geldsorgen bis hin zu verschwundenen Geliebten muss sich Leba nun um die Sorgen seiner Mitmenschen kümmern. ![]() Ohne dass sie es merken, versteht sich. Doch wie lange kann er seine sakrale Fassade aufrechterhalten? Ihren Humor zieht die Komödie von Regisseur Amin Dora vor allem aus den schrulligen Figuren, welche die Stadt bevölkern: Der geizige Friseur, der arrogante Anwalt, der diebische Polizist, die stadtbekannte Prostituierte, der Dorftrottel. Es sind überwiegend alte, abgegriffene Archetypen, die in der Summe eine lebendige Welt ergeben sollen. Leider ist das Ergebnis so organisch wie ein Puppenhaus. Als Vorlage dienen Filme wie Aki Kaurismäkis Le Havre oder Gary Ross' Pleasantville - Zu schön, um wahr zu sein. Auch John Michael McDonaghs ist Doras Debütfilm im Bezug auf Schauplatz und Thematik nicht unähnlich. Ghadimi GöttingenErst ist da die Gemeinde mit all ihren Problemen, dann brechen Veränderungen über sie herein und am Ende hat man etwas gelernt - im Fall von Ghadi über Toleranz, den Wert des Glaubens und die Heiligkeit des Lebens. Dieses Erzählmuster ist bekannt, Neues gibt es hier nicht zu sehen. Der Film ist seiner kindlichen Hauptfigur in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: Beide sind von eher schlichtem Gemüt. Beide können sehr anstrengen, aber wirklich böse sein will man dann doch nicht. Das liegt auch daran, dass Ghadi seinem Publikum immer das wohlige Gefühl gibt, im Recht zu sein. Natürlich ist der schmierige Anwalt Gerard der Böse, wenn er Leba als Betrüger entlarven will.
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May 2019
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